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Mo 21.01.2002 19:58 - Schweingrube

... bitte entschuldigen Sie, wenn ich erst heute auf Ihre Anfrage vom 16.1. antworte.  Aber inzwischen habe ich auch Ihre weitere Anfrage an die VFFOW-Liste gelesen und daraufhin in Ihre Internetseiten geschaut, so weiß ich etwas mehr - insbesondere dies, dass die Sgodas katholisch waren. Für die Familienforschung ist das hier deshalb wichtig, weil die ganze Gegen konfessionell stark gemischt war.  Mein Vater war der evangelische Pfarrer in Rehhof, und deshalb kamen wir mit Katholiken weniger in Verbindung; es gab ja unter anderem konfessionell getrennte Volksschulen. Den Namen Sgoda habe ich aus der Jugend auch nicht in Erinnerung. Ich bin aber ziemlich sicher, dass das ein polnischer Name ist. Dieser Teil des Kreises Stuhm war bis ins 19. Jahrhundert hinein weitgehend polnisch besiedelt, auch noch zu meiner Zeit sprachen nicht wenige polnisch, aber da war die Südwestecke des Kreises schon stark germanisiert. Aber noch 1939 hatte der Kreis Stuhm die prozentual stärkste polnische Minderheit im damaligen Deutschen Reich, vor allem in den Dörfern östlich und südöstlich von Stuhm (zu denen unter anderem Ellerbruch gehörte, wo wohl Ihre Grossmutter Bujanowski herkam)..

Schweingrube lag südwestlich von Stuhm und war von der Kreisstadt durch den langgezogenen Rehhöfer Forst getrennt. Ich bin hin und wieder durch Schweingrube gekommen, aber dort habe ich niemanden gekannt. Es lag  nordwestlich von Rehhof, am Ostrand der Weichselniederung, die vorwiegend von Mennoniten besiedelt war, die im 18. Jahrhundert aus den Niederlanden eingewandert waren.  Schweingrube war ein sehr kleines Dorf und gehörte in meiner Kindheit und Jugend wohl zur politischen Gemeinde  Tragheimerweise. Kirchlich muß es zur katholischen Kirche von Bönhof gehört haben, und ich vermute, daß die katholischen Kirchenbücher sich noch dort befinden.

Baggen lag direkt südlich von Rehhof, im Kreis Marienwerder. Das war meines Wissens ein ganz kleines, rein katholisches und ursprünglich polnisch besiedeltes Dorf; ich kam auf der Fahrt zur Schule nach Marienwerder (wenn ich mit dem Rad fuhr) immer durch den Nachbarort Budzin (das wurde polnisch ausgesprochen: Budschin), aber ich kann mich nicht erinnern, jemals in Baggen gewesen zu sein. Es könnte sein, dass auch Baggen ursprünglich zur katholischen Kírche Bönhof gehört hat.

Rehhof war als Dorf meines Wissens erst Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts aus ein paar kleinen Siedlungen zusammengewachsen, und die beiden Kirchengemeinden (die katholische und die evangelische) wurden erst um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gegründet. Deshalb wird es nicht viel Zweck haben, in den katholischen Kirchenbüchern von Rehhof zu suchen (von denen vermute ich, dass sie noch da sind - die evangelischen Kirchenbücher sind verschwunden). Sinnvoller wäre es für diese Zeit sowieso, in Standesamtsregistern zu forschen - vielleicht sind die im Danziger Staatsarchiv.

Wie gesagt, wenn Ihre Vorfahren aus dieser Gegend kommen, dann ist der Name Sgoda (oder Zgoda) mit ziemlicher Sicherheit polnischen Ursprungs, und da kann ich mir eine Verbindung zu Magdeburg überhaupt nicht vorstellen. Vermutlich liegt da eine zufällige Ähnlichkeit von Namen vor.


Mi 20.02.2002 21:33 - Re: Frage zu translation (GER>POL)

ich bin endlich dabei, den Text für Sie zu übersetzen. Dabei ist mir ein wahrscheinliches Mißverständnis aufgefallen und zwar im folgenden Absatz:

> In Erzählungen meines Vaters wurde immer der Ort Schweingrube (Szwedy) als Herkunftsort von Thomas Zgoda erwähnt. Dies könnte aber auch der Ortsteil „Krug Schweingrube“ in Ryjewo gewesen sein.

Schweingrube heißt ja Ryjewo, Szwedy wäre allerdings "Schweden". War es also eine Schweins- oder Schwedengrube? "Krug Schweingrube" war doch eher ein Gasthof/Kretscham oder doch ein Ortsteil?

Bitte bedenken Sie auch, daß es wenig Sinn macht, einen mit einer deutschen Briefmarke frankierten Rückumschlag nach Polen zu schicken. Da Polen noch nicht zur EU gehört und den Euro nicht eingeführt hat, wird die polnische Post die Briefmarke nicht akzeptieren.


Do 21.02.2002 15:29 - Re: [OWP] Heutiger Name des Ortes Schweingrube

aus unserer eigenen Familie, aus der viele aus Westpreußen stammen, daß es "Schweingrube" heißt. Schweingrube wurde 1928 in Tragheimerweide umbenannt und heißt heute BARCICE.

Bei der Eingabe >Barcice TRAGHEIMERWEIDE< erhält man nur ein Ergebnis, das obiges bestätigt. Es geht hierbei um die KB im Kreis Stuhm.


Do 21.02.2002 18:57 - Re: [VFFOW-L] Heutiger Name des Ortes Schweingrube

>ich brauche Eure Hilfe. Es geht um die heutige Schreibweise des Ortes Schweingrube, ca. 3 km nordöstlich von Rehhof (Ryjewo) im Kreis Stuhm, Westpreussen. In der Landkarte vom Höfer-Verlag heisst der Ort "Barwice", bei Herrn Wolf www.westpreussen.de wird er "Szwedy" genannt, Herr Wolf konnte mich eigentlich auch überzeugen, dass seine Version die Richtige ist.

Ergänzend dazu noch folgendes:

Die Differenzen rühren daher, dass Schweinegrube <Szwedy> 1928 zu Tragheimerweide <Barwice> eingemeindet wurde und deshalb (heute) unter "Barwice" geführt wird. Historisch korrekt bleibt aber "Szwedy".


Mo 25.02.2002 21:32 - Re: AW: Frage zu translation (GER>POL)

Schweinsgrube betreffend: die Seite von Herrn Wolf habe ich mir auch angeschaut, die zweisprachige Karte des Höfer-Verlages besitze ich nicht, aber einen polnischen Autoatlas aus dem Jahre 1996, Maßstab 1:300 000. In diesem Atlanten fand ich ca. 3 km nordöstlich von Ryjewo den Ort BARCICE. Im Namensregister gibt es den Ort SZWEDY nur 1x in der ehemaligen Wojewodschaft Tarnobrzeg, zwischen Janów Lub. und Nisko.

BARWICE wiederum gibt es nur 1x in der ehemaligen Wojewodschaft Koszalin (Köslin), beide Orte weit entfernt von Stuhm. Einer Mailingliste für Westpreussen, in der ich nachfragen könnte, gehöre ich nicht an, auch wenn ich in der Nähe von Stuhm, in Riesenburg zu forschen habe. Wenn ich in der AGOFF-Liste danach fragen würde, würde Herr Wolf mich mit Sicherheit auf seine Homepage verweisen. Einzige Möglichkeit wäre noch per E-mail bei der Kreisverwaltung in Marienwerder (Kwidzyn), zu welchem Kreis auch die Gemeinde Ryjewo gehört, nach dem heutigen Namen von Schweingrube nachzufragen, wobei es keine Antwortgarantie gibt.

Auf jeden Fall scheint aber Krug Schweingrube kein Ortsteil sondern ein Wohnplatz gewesen zu sein und man kann dem Pfarrer auch schreiben, daß der heutige polnische Name dieses Ortes/Wohnplatzes unbekannt sei.


So 14.04.2002 00:34 - Re: Rehhof

Einstweilen möchte ich mich bei Ihnen schon einmal revanchieren: Beim Blättern im letzten Heft des "Stuhmer Heimatbriefs" fand ich nämlich auf S.30 f. eine Einwohnerliste des Dorfes Krastuden im Kreis Stuhm, mit einem Lageplan der einzelnen Hofstätten. Ich habe diese beiden Seiten eingescannt und füge sie bei; leider war die Vorlage nicht sehr gut. Unter Nummer 10 findet sich eine Familie Sgodda,  Vornamen der Eltern nur mit Fragezeichen, Namen der Kinder: Willy, Otto, Waldemar, Gertrud, Kurt.

Krastuden lag  etwa in der Mitte des Kreises Stuhm, südlich von Altmark, nördlich von Nokolaiken (seit 1938 Niklaskirchen), östlich angrenzend an Kalsen (früher Kollosomp). Ein guter Teil des Nachbardörfer war im 19. Jahrhundert noch überwiegend polnischsprachig.  Krastuden lag interessanterweise nur ungefähr 10 km östlich von Schweingrube. Es könnte sich also vielleicht lohnen, in diesem Teil des Kreises weiter zu suchen.


Di 20.05.2003 22:25 - [VFFOW-L] Kirchenbücher Rehhof (und Tragheimerweide)

... herzlichen Dank für diesen Hinweis, der für mich natürlich nicht sehr ermutigend ist. Mir kommt bei der Lektüre Ihrer Homepage allerdings der Gedanke,  ob nicht womöglich die evangelischen Kirchenbücher aus Rehhof in das dortige katholische Pfarramt überführt worden und dort verblieben sein könnten?  Ich habe das bisher nicht überprüft. Können Sie sagen, ob so etwas anderwärts vorgekommen ist, oder wäre das ganz ungewöhnlich? Ganz ausgeschlossen mag es nicht sein, denn der katholische Pfarrer von Rehhof, Pruß, war 1945 dort geblieben, weil seine Gemeindeglieder  im Unterschied zu den Evangelischen die Gelegenheit zur Flucht - mit Wehrmachtslastwagen, die mein Vater aufgetrieben hatte und die die Dorfbewohner zur zugefrorenen Weichsel brachten -  nur teilweise genutzt hatten. Er hat sich von meinem Vater noch an diesem Tag, dem 24. Januar 1945, persönlich verabschiedet, und es könnte ja sein, daß er später die evangelischen Kirchenbücher in die Obhut seines Pfarrhauses genommen hat.  (Pfarrer Pruß war wohl polnischsprachiger  Abkunft, wie andere Katholiken in Rehhof auch, und hat die Gemeinde dann auch später weiterführen können.)

Etwas rätselhaft sind für mich übrigens Ihre Angaben (in www.westpreussen.de) betreffend die Beziehungen zwischen der evangelischen Kirchengemeinde Rehhof und Tragheimerweide:

Tragheimerweide (wenn ich mich recht erinnere, eigentlich der südliche Ortsteil der Ortschaft Schweingrube in der Weichselniederung) war eine alte Mennonitensiedlung.  Es hat in Tragheimerweide/Schweingrube meines Wissens nie eine landeskirchliche Gemeinde gegeben, die dortigen Angehörigen der evangelischen Landeskirche gehörten jedenfalls seit dessen Gründung zum Kirchspiel Rehhof. Der Pfarralmanach von 1913 führt dementsprechend Schweingrube (also Tragheimerweide) als eine der Ortschaften des Kirchspiels Rehhof auf. Ich habe das Kirchspiel meines Vaters gut gekannt (bei der Flucht 1945 war ich sechzehn Jahre alt), kannte auch Tragheimerweide, und  wenn es dort jemals eine evangelische Kirche gegeben haben sollte, dann müßte ich das eigentlich wissen. Mein Vater hat mir viel über die Geschichte seines Kirchspiels erzählt und hätte das sicherlich erwähnt.

Die Kirchengemeinde Rehhof wurde bei ihrer Gründung 1893 vielmehr aus der  evangelischen Kirchengemeinde Stuhm ausgegliedert; dort müßte man also die älteren Kirchenbücher suchen, wenn es um Fälle aus Rehhof geht. Ich entsinne mich noch gut, daß mein Vater - wie gesagt, Pfarrer von Rehhof

1933 bis 1945 - damals bei diesbezüglichen Anfragen wegen des "Ariernhachweises" immer nach Stuhm verwies. Ich war schon als Jugendlicher (wie mein Vater auch) lebhaft an Ahnenforschung interessiert und habe noch die Formulare vor Augen,  mit denen mein Vater die Anfragen für den "Ahnenpaß" zu beantworten pflegte. Sie könnten meiner Meinung nach Ihre Homepage insoweit berichtigen und  für ältere Rehhöfer Fälle auf die Stuhmer Register im EZA verweisen.

Was es nun mit den in der DZG lagernden Beständen aus Tragheimerweide für 1762 bis 1862 auf sich haben könnte, ist mir völlig rätselhaft. Es gab zwar eine evangelische Kirche in Bönhof (das lag ein wenig nördlich von Tragheimerweide), das war zu unserer Zeit eine "filia" von Rehhof, in der mein Vater alle zwei oder drei Wochen predigte. Aber auch Bönhof hatte früher zur evangelischen Kirchengemeinde Stuhm gehört; noch im Pfarralmanach von 1913 zählte es zu Stuhm. Da können also die ominösen Kirchenbücher von Tragheimerweide auch nicht herkommen.

Dagegen gab es in Tragheimerweide eine Mennonitengemeinde, wie sie bei Ihnen ja weiter unten auch (unter "andere Glaubensgemeinschaften") aufgeführt ist. Zwar bestand ein freundschaftlichen Verhältnis zwischen beiden Konfessionen (mein Vater hat gelegentlich gastweise bei den Mennoniten in T. gepredigt). Aber die Register wurden meines Wissens völlig getrennt geführt. Ob nicht vielleicht auch die bei Ihnen erwähnten Bestände in der DZG womöglich den Mennoniten zuzurechnen sind?  Vielleicht kann Adalbert Goertz etwas dazu sagen, der ja einiges aus den Mennonitenregistern von Tragheimerweide veröffentlicht hat?

Was die bürgerliche Gemeinde Rehhof angeht, so entstand sie (wohl 1888) durch Fusion der Ortschaften Rehhof, Rehheide und Oberförsterei Rehhof (die bis dahin den kommunalrechtlichen Status eines selbständigen Gutsbezirks gehabt hatte). So habe ich es dort jedenfalls in der Grundschule gelernt.

Daß die Standesamtsregister für den Ortsteil "Oberförsterei Rehhof" danach weiterhin getrennt geführt wurden, wie ich aus der Antwort von Herrn Mauter entnommen habe, und wie es auch aus Ihrer Homepage hervorgeht, scheint mir ein administratives Kuriosum zu sein. Der Standesbeamte müßte jedenfalls für beide Register der Bürgermeister von Rehhof gewesen sein, denn eine Oberförsterei Rehhof  hatte es schon lange nicht mehr gegeben. (Das Forstamt Rehhof, das seit Jahrzehnten an ihre Stelle getreten war und bei dem ich 1944-45 auch selbst gearbeitet habe, hatte mit Personenstandssachen sicherlich nichts mehr zu tun.)

Die bürgerliche Gemeinde Rehhof müßte man natürlich von der Kirchengemeinde Rehhof unterscheiden. Denn das Kirchspiel war weitaus größer  und umfaßte etwa 30 Ortschaften, jedenfalls theoretisch. (In der Praxis waren es weniger, weil einige dem Kirchspiel zugeordnete Ortschaften ganz überwiegend katholisch waren.)


 Mi 11.06.2003 13:00 - [VFFOW-L] Schweingrube

Schweingrube findet man im Gemeindelexikon von 1905 (Sonderschrift 102), Heft II (Westpreußen) , Seite 136 (lfd.Nr. 65):

46 Haushaltungen, 229 Ew. (umfaßte m.W. auch das früher selbständige Tragheimerweide). Evangelisches Kirchspiel Rehhof, kath. Kirchspiel Bönhof, Standesamtsbezirk Schardau. Mennonitengemeinde Tragheimerweide.

Vg. auch das nahegelegene Krug Schweingrube, damals Bestandteil des Gutsbezirks Oberförsterei Rehhof (Seite 138, lfd. Nr. 118)-


Mi 11.06.2003 13:25 - Re: [VFFOW-L] Schweingrube

>Schweingrube findet man im Gemeindelexikon von 1905 (Sonderschrift 102) ... (umfaßte m.W. auch das früher selbständige Tragheimerweide)....

Nein, Tragheimerweide wurde im Jahre 1890 mit der Landgemeinde Zwanzigerweide vereinigt und wird seither unter Zwanzigerweide geführt.

Siehe zu den hier angesprochenen Orten im übrigen die Angaben im Ortsverzeichnis unter www.westpreussen.de


Mo 16.06.2003 20:39 - Familienforschung im Kreis Stuhm ("Schweingrube")

die Diskussion über den schönen Ortsnamen "Schweingrube" im Kreis Stuhm und andere Beiträge in der VFFFOW-Mailingliste hat (für mich überraschend) gezeigt, daß es in unserem Verein doch einige Forscher gibt, die sich mit dem Kreis Stuhm beschäftigen. Was liegt da näher, als sich direkt auszutauschen, damit nicht jede Arbeit doppelt getan wird?
Mich persönlich interessiert vor allem, ob jemand von Ihnen/von Euch schon nähere Erfahrungen mit Stuhmer Quellen gemacht hat, die nicht so alltäglich sind. Benutzt habe ich neben den Kirchenbüchern

- die im GStA Berlin vorhandenen Kontributionskataster und Prästationstabellen;

- die im Marienburger Archiv (Archiwum Panstwowe w Elblagu z siedziba w Malborku) lagernden Standesamtsakten, Grund- und Notariatsakten sowie

- die im Staatsarchiv Danzig befindlichen Akten des Domänenrentamts Stuhm.

Sind jemandem noch andere Quellen bekannt, die für Familienforscher ergiebig sein könnten?